Die Bedeutung von guten Portraits als Erinnerung
Du hinterlässt massenhaft Spuren mit Bildern, aber nur wenige werden dauerhaft wirken.
Du hinterlässt massenhaft Spuren mit Bildern, aber nur wenige werden dauerhaft wirken.
Ich blättere in alten Fotoalben. Ich bin sehr froh, dass meine Familie viele Bilder aufbewahrt und beschriftet hat. Sie sind Teil meiner Herkunft. Ein Blick in die Vergangenheit.
Die Zeit, von der Oma mir erzählt hat, wird lebendig. Ich habe alte Fotos wieder entdeckt und das Beste daran: sie sind mit Namen beschriftet. Ich habe nun Gesichter zu den Geschichten von ihr.
Meine Oma hatte ein langes Leben und ist nun schon etliche Jahre nicht mehr bei uns. Wen ich da sehe, sind ihre Vorfahren. Menschen, die im späten 19. Jahrhundert zum Fotografen gingen und deren Geschichten ich kenne, wie meine Oma gelacht hat, als einer von ihnen mit dem Fahrrad in den Graben gefahren ist und nass war.
Fotos – das war damals etwas Besonderes. Man kannte keine Selfies, man hatte nur wenige gute Bilder von sich aus dem Leben. Sonntagskleidung, Haltung annehmen, stillhalten. Die Menschen haben sich damals bewusst für ein Foto von sich entschieden. Es war schick und modern, auch auf dem Land gab es Fotografen, die wohl alle auch mit den Folgen der Laborchemie zu tun hatten.
Ich bewundere deren Können. Damals gab es kein Display, das Korrekturen sofort zuließ. Und keinen Pixelwahn und maximale Schärfe. Das Bild hatte andere Werte zu erfüllen.
Interessant ist, dass der Blick auf den angesagten Carte de Visite Portraits nicht in die Kamera geht. Und die Fotografen hatten offenbar einen ähnlichen Stil. Wir würden sagen „sie lieferten ab“, „das war angesagt“.
Heute ist Fotografie für uns ein Massenprodukt. Irgendwie wertlos. Auch als Fotograf höre ich immer wieder: das ist ja teuer. Ich bin überzeugt: wenn ich Knipsbilder machen würde, wären sie zu teuer. Aber das, was ich mache, ist auch für folgende Generationen vorzeigbar. Wertvoll. Unzählige Fotos bleiben deshalb für immer im digitalen Archiv und werden nie wieder angesehen. Niemand wird dein Foto am Strand sehen wollen, aber ein bewusstes Foto, heute so, dass es deine Persönlichkeit zeigt, das wirkt heute so wie damals auf lange Zeit.
Das sind Fotos, die wir, ganz wie damals, für einen bestimmten Zweck machen lassen. Heute sind das meist „Business Portraits“.Wer geht schon noch zum Fotografen nur für die Erinnerung. Wir erwarten oft tolle Stories, von einer Feier oder vom Brautpaar – aber alles ist ungeduldig. Muss schnell gehen. Doch am Ende ist es wie damals: nur wenige Bilder bleiben auf Dauer wichtig und werden Bestand haben.
Irgendwie spannend, dass wir in unserer Zeit des Selbstmarketings weniger bereit sind, in unsere Sichtbarkeit zu investieren, als damals, als das Foto gemessen am Einkommen ein wahrer Luxus war und nur selten aus Gründen der besseren beruflichen Chancen gemacht wurde.
Der Respekt vor diesem Termin beim Fotografen ist übrigens unverändert. Denen war damals genauso mulmig dabei. Zauberei mit der Kamera.
Darum bin ich Wohlfühlfotograf, ich möchte, dass es angenehm ist vor meiner Kamera. Denn dann sind die Bilder viel weniger eingefroren als damals, als die Menschen oft fixiert wurden wegen der langen Belichtungszeit.
Komm zu mir und wir machen Bilder, die bleiben und die dich zeigen.