Kohärenzgefühl und Fotos

Immer, wenn ich meine Kamera auf Menschen richte, höre ich: mach keine Fotos von mir, ich sehe doof drauf aus. Die meisten verwenden sogar ein sehr vulgäres Wort dafür.

Jedes Mal tut es mir weh, das zu hören.

Dahinter stecken viele schlechte Erfahrungen.

Zuerst einmal: Du bist wie du bist. Die Menschen um dich mögen dich deswegen.

Wenn du dich auf einem Foto nicht magst, hat das meist verschiedene Gründe aus diesen Kategorien:

• Unzufrieden mit der Ästhetik: dem Styling, Anblick, Posing, Umfeld, Wirkung
• Unsicherheit in der Situation: ausgeliefert, keine Mitsprache, Schnappschuss, Ansprache, keine Kontrolle

Aber – all das wäre noch auszuhalten, wenn es da nicht das summierte Gefühl des Unwohlseins gäbe.

Wer sich einer Situation hilflos ausgeliefert fühlt, sich als hilflos oder machtlos empfindet, keinen Einfluss auf die Gestaltung hat, kein Mitspracherecht, dessen Gehirn ist in einem inkohärenten Gefühlszustand.

Kohärenzgefühl ist der zentrale Schlüssel zu einem entspannten Hirnzustand, bei dem die Aufmerksamkeit nicht mehr nur wachsam auf das fokussiert ist, was negativ passieren könnte (=Stress), sondern darauf, dass ein sinnvolles Ziel erreicht werden kann und du das Gefühl hast, dies im Griff zu haben.

Kurz gesagt: Gut geht’s uns dabei das Gefühl zu haben, ich kann das, was ich da mache, es ist sinnvoll und verständlich.

Ich hatte Kunden, die sagten nach der Fotosession, es sei wie eine kleine Therapie für sie gewesen.

Warum das so ist, das haben Hirnforscher wie Prof. Dr. Gerald Hüther erklärt: Immer wenn man es schafft, sein Gehirn aus einem inkohärenten Zustand in einen kohärenten Zustand zu überführen, dann strömen die Botenstoffe, dann ist man glücklich.

Das ist meine allererste Pflicht und Aufgabe als Fotograf. Erst danach kommend die Fotos.

So kann jeder Mensch sein bestes ganz individuelles und stimmig passendes Bild bekommen.

Fotografiert werden – das geht auch anders, als du es gemeinhin kanntest. Meine Kunden gehen mit einem Lächeln und entspannt, manchmal auch ein wenig erschöpft aus meinem Studio – auch wenn sie mit einem unangenehmen Gefühl zu mir kamen.